Schule in Corona Zeiten

Volle Schulhöfe gehören im Moment der Vergangenheit an … Corona, Leben auf Abstand mit Mundschutz und Hygieneregeln. Wie funktioniert das alles im Schulalltag? Und wie gehen Lehrer und Schüler mit Distanzlernen und weiteren Herausforderungen der kommenden Wochen um?

Hierzu spreche ich in einem Interview mit Bettina Fricke, Schulleiterin der Katholischen Grundschule Simmerath. 

Die aktuelle Corona-Situation stellt Sie als Schule täglich vor neue Herausforderungen. Wie gehen Sie und das Lehrerkollegium damit um?

Bettina Fricke, Schulleiterin der KGS Simmerath

Das ist wahr. Corona hat uns jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt. Oft mussten wir sehr flexibel und in sehr kurzer Zeit reagieren und neue Regelungen umsetzen. Das konnte uns nur gelingen, da wir eine gute Team- und Kommunikationsstruktur in unserem Lehrerkollegium haben.

Ich bin seit August 2008 Schulleiterin der KGS Simmerath. Das Wichtigste war und ist mir eine gute Struktur zu haben, die auf gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen aufgebaut ist. Ich denke behaupten zu können, das ist mir, das ist uns gelungen. Das hat sich jetzt in der Krise bezahlt gemacht.“

Was hat sich durch Corona in der Grundschule alles geändert? Zum Negativen und zum Positiven? 

„In der Schule hat sich viel geändert …

… Besonders schwierig ist diese Zeit für die Beziehungsarbeit zwischen den Lehrern und ihren Schülern und das ist eigentlich das Wichtigste in der Schule. Der Körperkontakt ist eingeschränkt, die Mimik durch das Maskentragen ist eingeschränkt. Der komplette Unterrichtsalltag und Schulalltag hat sich geändert: Gemeinsam im Kreis sitzen, die Köpfe zusammenstecken, um ein Problem zu lösen, sich gengenseitig helfen ohne dabei die Kontakte im Auge zu behalten, gemeinsam Singen und Feiern ….. alles nicht mehr möglich.

Besonders vermisse ich unsere Monatsfeiern. Normalerweise trifft sich die ganze Schulgemeinde am Anfang eines jeden Monats in unserem Forum, um gemeinsam zu Singen und gemeinsam über Ideen und Probleme zu sprechen. Kinder, Klassen führen was vor, zeigen ihre neuen Kunstwerke, lesen eine tolle Geschichte vor … der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Für mich als Schulleiterin sind diese Monatsfeiern immer besonders wichtig, da ich so den Kontakt mit allen Kindern der Schule halte und das ist mir besonders wichtig.

…Aber Corona hat auch gute Veränderungen gebracht…

Ich konnte erleben, dass die Schulgemeinde zusammenhält. Alle, Kinder, Lehrerinnen, Mitarbeiter und Eltern haben gemeinsam daran gearbeitet, dass Schule auch unter Coronabedingungen funktioniert. Das ist schön, dies so zu erleben. Die Digitalisierung ist vorangekommen. Wir Lehrerinnen durchforsten unser Lernangebot immer wieder und lernen durch Corona uns auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren.

Wie funktioniert Grundschule auf Distanz?

Auf Grund der Tatsache, dass sich die Kinder und Eltern ungemein anstrengen, denke ich gut. Das Wichtigste ist die Kommunikation. Die Kolleginnen bleiben mit den Kindern, mit den Eltern in Kommunikation, per Mail und Telefon. Wir rufen mindestens einmal pro Woche an, um mit den Kindern und Eltern zu sprechen. Einige Kolleginnen bieten den Kindern auch Zoommeetings an, um sich einfach mal zu sehen, um so Unterrichtsinhalte anzusprechen, Fragen und Probleme zu besprechen.

Die Eltern werden gebeten, regelmäßig Arbeitsergebnisse der Kinder an uns weiterzuleiten, auf unterschiedlichen Wegen: Abgabe von Arbeitsergebnissen in der Schule, Foto, Scans per Mailanhang oder Einsicht in Ergebnisse per zoom. Für die Grundschule ist Distanzunterricht eine große Herausforderung für die Familien, da wir auf die Mithilfe der Eltern angewiesen sind. Allerdings wollen wir die Familien nicht unnötig stressen und versuchen die Aufgaben so zu stellen, dass die Kinder damit möglichst selbstständig klarkommen.“

Müsste sich das Berufsbild des Lehrers ändern: Pädagoge und IT-Profi? 

„Das Berufsbild Lehrer befindet sich ständig in Veränderung. Ich bin nun 25 Jahre Lehrerin und auch in diesen 25 Jahren hat sich das Berufsbild verändert. Natürlich haben die sogenannten Neuen Medien Einzug gehalten und die Digitalisierung wird auch weiter voranschreiten, das ist auch gut. Allerdings denke ich nicht, dass Grundschullehrerinnen IT-Profis werden müssen. Eine gute Grundschullehrerin sollte gut in der Anwendung sein, das reicht.  Eine gute Grundschullehrerin muss so viele Bereiche abdecken, da muss sie nicht auch noch IT-Profi sein. In einer Sache muss sie allerdings Profi sein: im Unterrichten und das ist eine große Aufgabe.“

Sehen Sie sich und Ihre Schule auch für das neue Jahr gut vorbereitet?

Ja, ich denke ich kann sagen, wir sind gut vorbereitet und bereiten uns immer weiter vor. Schwerpunkt in den nächsten Wochen ist, die digitale Lernplattform des Landes LOGINEO LMS zu „erobern“, d.h. diese so aufzubereiten, dass unsere Kinder sie im Distanzlernen, aber auch im Präsenzlernen nutzen können.“ 

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen der kommenden Monate?

„Die größten Herausforderungen der kommenden Monate werden sein, den Lernerfolg eines jeden Kindes individuell zu sichern, trotz Corona und egal unter welchen Bedingungen … Und natürlich zuversichtlich zu bleiben!“

Was wünschen Sie sich für 2021? 

„Das, was sich wahrscheinlich alle Menschen wünschen: dass Corona vorbei geht und Schule endlich wieder normal stattfinden kann.“

Was möchten Sie Ihren Schülerinnen und Schülern noch mit auf den Weg geben?

„Nicht die Freude am Lernen verlieren. Dass wir unser ganzes Leben lernen dürfen, ist ein Privileg in unserem Land. Wir dürfen uns Zeit zum Lernen nehmen, das ist nicht überall selbstverständlich. 

Gemeinsam müssen wir darauf hoffen, dass wir bald unsere Schule wieder normal erleben dürfen und darauf müssen sich die Kinder freuen.“

Herzlichen Dank Frau Fricke für das Gespräch und alles Gute für Sie, Ihr Kollegium und Schülerinnen und Schüler!

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