Berliner Luft in Simmerath: Der Besuch des Bundeskanzlers und des Ministerpräsidenten NRWs
Man spürt noch im rückblickenden Interview mit Bernd Goffart, dass der Besuch des Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) sowie des Ministerpräsidenten von NRW, Hendrik Wüst (CDU), am 22.08.2023 etwas ganz Besonderes war: nicht nur für die Gemeinde Simmerath, sondern auch für den Bürgermeister und Gastgeber der Delegation Bernd Goffart. Ein sehr interessantes Gespräch mit Bernd Goffart über den Besuch, wie es dazu gekommen ist und was nun davon bleibt.
Wie ist es zu dem Besuch gekommen?
“ 3,5 Wochen vorher bekamen wir im Rathaus einen Anruf der Staatskanzlei Düsseldorf. Uns wurde mitgeteilt, dass der Bundeskanzler am 22.08.23 Nordrhein-Westfalen auf seiner Sommertour besuchen wird und mit Ministerpräsident Wüst Simmerath als Vorzeigekommune besuchen möchte.“
Wie ist Simmerath zu dieser Aufmerksamkeit auf Bundesebene gekommen?
„Ich bin seit 2003 CDU-Bundesparteitagsdelegierter der CDU und deshalb auch auf Bundesebene ziemlich gut vernetzt. Ich kenne Hendrik Wüst schon sehr lange. Über diese Kontakte habe ich das Simmerather Konzept der echten Bürgerbeteiligung bei den Windkraftanlagen bei unterschiedlichen Gelegenheiten vorgestellt.“
Wie muss man sich das vorstellen?
„Die Spitze der CDU- Landtagsfraktion hat im letzten Jahr unsere Gemeinde besucht, um sich zu informieren. Danach wurde ich in den Landtag eingeladen, um im Plenarsaal über unser echtes Bürgerbeteiligungsmodell zu berichten. Und im Rahmen einer Berlinreise im vergangenen Jahr habe ich Christina Stumpp, die stellvertretende Generalsekretärin, getroffen und ihr von der Windenergie in Simmerath erzählt. Sie hat Simmerath dann besucht und als Vorzeigeprojekt auf die Berliner Agenda gebracht.“
Wie war es dann, den Bundeskanzler und den Ministerpräsidenten in Simmerath zu begrüßen?
„Es war eine Ehre für die Gemeinde Simmerath, aber auch für mich persönlich. Ich bin mit der aktuellen Politik der Bundesregierung in vielen Bereichen nicht einverstanden. Da liegt Vieles im Argen. Aber menschlich gesehen, war Olaf Scholz sehr sympathisch, interessiert und er hat viele Fragen gestellt. .“
Was haben Sie ihm mit auf den Weg gegeben?
„Ich konnte ihm während unseres gemeinsamen Weges vom Parkplatz zum Windrad erst mal unser Konzept des „echten Bürgerparks“ erläutern. Darüber hinaus habe ich die Gelegenheit genutzt und die Punkte adressiert, die sich aus meiner Sicht dringend ändern müssen: Bürokratieabbau, Erleichterung von Verfahren, damit Kommunen, die wie wir einfach nur machen wollen, nicht so unendlich lange Umsetzungszeiten für alles Mögliche brauchen.“
Auf dem Weg zum Windrad wurde nicht nur über das Simmerather Windpark-Modell gesprochen, sondern auch Dinge adressiert, die sich aus Sicht der Kommunen ändern müssen.
Und wie reagierte Herr Scholz darauf?
„Er stimmte mir zu und sprach auch beim Pressetermin davon, dass wir mehr Mut bräuchten, Dinge zu bewegen und nicht nur zu verwalten.“
Und die ausgewählten Bürger, die an dem Termin teilnehmen durften?
„Es durften laut Protokoll sechs Leute aus der Bürgerschaft teilnehmen, die aber nicht politisch aktiv sein sollten. Wir haben als Vertreter unseren Forstwirtschaftsmeister Alexander Mießen, den Ortslandwirt Michael Graff, Karin Birkhoff für den Tourismus, Michael Haas, Vorsitzender des Gewerbevereins Simmerath, Elke Förster, Geschäftsführerin der OGS Simmerath und Nicole Mahr, erste Leiterin einer Freiwilligen Feuerwehr in NRW, ausgewählt. Auch in dem großen Kreis hat sich der Kanzler Zeit für Gespräche genommen.“
Und was bleibt jetzt von dem Besuch aus Berlin bzw. Düsseldorf?
„Zunächst einmal haben sich Bundeskanzler Scholz und Ministerpräsident Wüst ins Goldene Buch der Gemeinde Simmerath eingetragen. Die Bank, auf der wir saßen, zieht als Andenken ins Rathaus ein. Immerhin hat es einen offiziellen Besuch eines Bundeskanzlers in Simmerath noch nie gegeben,“ sagt Bernd Goffart.
„Auch kann jeder Bürger/in der Gemeinde Simmerath stolz sein, dass Simmerath mit unserem Modell der Windparks mit echter Bürgerbeteiligung nun nationalen Vorbildcharakter hat. Seit dem Besuch gibt es zahlreiche Anfragen aus ganz Deutschland von Kommunen, die sich austauschen und von unseren Erfahrungen lernen wollen, wie wir bei der Windenergie die Bürgerakzeptanz gewonnen haben. Simmerath ist auch beim Verkauf von Ökopunkten und vielen anderen Bereichen Vorzeigekommune.“
Übersicht Simmeraths Beitrag zu mehr Klimaschutz:
- 184% regenerativ erzeugten Strom durch aktuell 22 Windkraftanlagen, 2 Biogasanlagen, Solarenergie
- In Planung: 8-10 weitere Windkraftanlagen, Ausbau von Solarparks; Ziel: Erzeugung von 300% regenerativen Strom zur Deckung des Eigenbedarfs sowie Export ins deutsche Stromnetz
- Nationalpark und ökologische Waldwirtschaft: CO2-Ausgleichsflächen
- Region Simmerath: beste Luft in NRW
- Wasserschutzgebiet in Simmerath: beste Nitratwerte in NRW
- Artenschutz durch Ausweitung von Blühwiesen und spätem Mähen der Ränder
- Passivhausstandard der Sekundarschule: 1 von 2 Schulen in NRW
- Neugestaltung der Promenade in Rurberg: Entsiegelung von Flächen: Sand statt Teer
- Verbot von Schottergärten in Neubaugebieten
- Anschluss an ökologische Heizmöglichkeiten in Gewerbegebieten
- 2 Nahwärmenetze: Heizkraftwerk und DGH
- Holzkompetenzzentrum in Simmerath:
Forschung für innovatives Bauen aus Holz mit Schwerpunkt auf Hochhausbau und Brückenbau - Ausbau des ÖPNV-Angebotes u.a. mit dem Netliner bis zur „letzten Meile“
- Ausbau Park & Ride Angebot
- E-Mobilität in der StädteRegion: größter Pro-Kopf Anteil in Gemeinde Simmerath
- Starkes Einzelhandelszentrum für die Region
- Umstieg Gemeinde auf E-Fahrzeuge
- Glasfasernetz bis ins Haus, damit Homeoffice möglich: Weg zur Arbeit wird gespart
- Arbeitsplätze vor Ort: kurze Wege zur Arbeitsstelle
Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere interessante Beiträge über die Gemeindearbeit oder auch was in Simmerath los ist, findet ihr auf unserem Blog oder auch im aktuellen So simmer Magazin.
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