Der schmale Betonpfad führt durch die wilde Landschaft der Nordeifel.

Wandern zwischen Westwall und dem Eifelkreuz (Weg Nr. 21)

Mein heutiger Wanderweg führt mich mitten durch die beeindruckende Vennlandschaft zwischen Simmerath und Paustenbach. Besondere Highlights sind der Streckenabschnitt, der direkt über den berühmt berüchtigten Westwall führt sowie die tolle Aussicht, die man vom Eifelkreuz aus hat. Der Westwall-Eifelkreuz-Wanderweg weiß zu jeder Jahreszeit und Witterung mit seiner wundervollen Natur zu beeindrucken. Ich habe heute Glück mit dem Wetter, denn der Regen, von dem es in den letzten Tagen reichlich gab, hat endlich aufgehört. Meinen Regenschirm nehme ich aber trotzdem mit… man kann ja nie wissen!

Routenprofil:
Markierung: 21 Westwall-Eifelkreuz
Strecke: 10,7 km (Alternative ohne Westwall: 14,6 km)
Dauer: ca. 2:30 Stunden
Empfohlener Startpunkt: Simmerath Kirche
Parkplatz: Bushof

Ich parke mein Auto auf dem Parkplatz am Bushof in Simmerath und laufe das kurze Stück zur Kirche, die der offizielle Startpunkt dieses Rundwanderwegs ist. Das weiße Gotteshaus sieht man schon aus der Ferne zwischen den grünen Bäumen hindurch leuchten. Die Kirche St. Johann Baptist ist einer römischen Basilika nachempfunden und ein ziemlich ungewöhnlicher Bau, der sich deutlich von den Gotteshäusern hier im Umland abhebt. Im Zweiten Weltkrieg, so erfahre ich, wurde das Gotteshaus fast vollständig zerstört. Nur der untere Teil des Turmes mit seinem Bruchsteingewölbe stammt noch aus der alten Zeit. 1952 baute die Bevölkerung mit Unterstützung einiger großzügiger Spender die Kirche wieder auf.

St. Johann Baptist ist einer römischen Basilika nachempfunden.

Ich gehe weiter und folge den Schildern mit der Nummer 21. Es geht an zahlreichen Geschäften vorbei, die mit tollen Angeboten nach drinnen locken. Doch ich bleibe standhaft.

Je weiter ich laufe, desto leiser wird das geschäftige Treiben und bald ist nur noch das Zwitschern der Vögel und das Summen der Bienen zu hören. Ich atme tief ein und aus, genieße die frische Luft und biege auf einen Wirtschaftsweg ein.

Diesem folge ich, bis ich an einer Weggabelung ankomme. Hier kann ich mich entscheiden: Entweder ich folge dem Weg weiter oder ich biege nach rechts auf den Westwall ab. Ich entscheide mich für letzteres, denn wann hat man schon mal die Gelegenheit, auf der alten Höckerlinie zu laufen?

Das Betreten ist auf eigene Gefahr und schnell wird klar, warum: Der Pfad ist schmal und durch den Moosbewuchs ist der Betonuntergrund stellenweise rutschig. Aber dafür wird der mutige Wanderer mit einer friedvollen, fast verwunschenen Atmosphäre und einer wilden, urigen Landschaft belohnt, die sich zwischen den Betonhöckern ihren Platz zurückerobert hat. Da es in den letzten Tagen viel geregnet hat, läuft aus allen Ritzen und Spalten das Wasser, sammelt sich in plätschernden Pfützen und fließt später gurgelnd in die Kall. Das Rauschen des Wassers und die duftenden wilden Blumen und Pflanzen begleiten mich auf meinem weiteren Weg.   

Einst waren die Höcker Teil einer 630 kilometerlangen Verteidigungslinie, die Deutschland in der NS-Zeit vor militärischen Angriffen aus dem Westen schützen sollte. Mit ihren mehr als 18.000 Bunkern, Stollen, zahllosen Gräben und Panzersperren galt sie als größtes Befestigungsbollwerk aller Zeiten. Heutzutage ist es kaum noch vorstellbar, dass sich hier an diesem Ort, der so friedlich wirkt und wo Pflanzen und Tiere wieder einen neuen Lebensraum finden, schreckliches Kriegsgeschehen abspielte.

Die markannten Höcker waren Teil einer 630 kilometerlangen Verteidigungslinie zum Schutze Deutschlands vor feindlichen Angriffen aus dem Westen in der NS-Zeit.

Ich folge dem Weg weiter und habe statt Beton mittlerweile wieder den steinigen Feldweg unter den Schuhen. Der Pfad steigt stetig an, denn es geht hoch zur Paustenbacher Höhe, „Kopp“ genannt. Nach etwa zehn Minuten öffnet sich plötzlich die Landschaft und gibt den Blick auf das wundervolle Venn im Tal frei. Kaum zu glauben aber auch hier tobte 1944, wie an vielen Stellen in der Region, der Krieg. Zehn Tage lang wurde die „Kopp“ blutig umkämpft, bevor sie schließlich an amerikanische Soldaten fiel. Hier erinnert heute das Eifelkreuz an diese Zeit. 1974 errichteten Simmerather Bürger das Kreuz als Mahnung für den Frieden und als Zeichen ihrer Dankbarkeit, den Krieg überlebt zu haben.

Das Eifelkreuz ist Mahnmal für den Frieden.

Ich verlasse die Paustenbacher Höhe wieder. Der Weg ins Tal führt mich durch das Paustenbacher Venn, wo am Wegesrand überall Bissspuren von Bibern zu sehen sind. An manchen Stellen haben die Tiere das Wasser mit Ästen und Gehölz so stark gestaut, dass es sogar über den Weg läuft. Doch obwohl die „Umgestaltungsarbeiten“ der Tiere deutlich zu sehen sind – Biber sehe ich heute leider nicht.

Allmählich wird der Weg unter meinen Schuhen wieder fester. Statt Vogelgezwitscher und Bienengesumm werden die Geräusche der Zivilisation wieder lauter und die leuchtend weiße Kirche kommt in Sichtweite. Nach etwas mehr als zehn Kilometern und zweieinhalb Stunden komme ich wieder bei meinem Auto an. Hinter mir liegt eine abwechslungsreiche Wanderung mit unvergesslichen Höhepunkten… nur mein Regenschirm liegt noch unberührt im Rucksack, denn den habe ich heute nicht gebraucht.

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