Flüchtlingsarbeit der Gemeinde Simmerath
Auch in Simmerath finden Flüchtlinge aus unterschiedlichen Krisengebieten wie z.B. der Ukraine, Afrika und vielen anderen Ländern Zuflucht. Während die Gemeinde als höchsten Wert in 2015 ca. 250 Personen unterbringen musste, beträgt durch den Ukraine Krieg die Zahl der geflüchteten Menschen aktuell 380 Personen. Eine Herausforderung, der sich die Gemeinde Simmerath und Bürgermeister Bernd Goffart mit viel Einsatz stellen.
Herr Goffart, wie schafft man Platz für Menschen, die hier Zuflucht suchen?
„Das Wichtigste ist, allen Menschen mit Respekt und Würde entgegen zu treten. Diejenigen, die aus Kriegsgebieten hierhin kommen, haben schon Schlimmes erlebt. Daher ist es für mich und das Betreuerteam der Gemeinde oberstes Ziel, den Menschen eine gute Unterkunft zu ermöglichen, in der sie mit ihren Familien wohnen können. „
Wie haben Sie die Unterkünfte bisher organisieren können?
„Zunächst haben wir permanent Aufrufe in der Bevölkerung gestartet, um private Wohnungen oder Ferienwohnungen zu finden. Die Bereitschaft der Bewohner/innen in Simmerath zu helfen, ist sehr groß. Daher haben wir tatsächlich einen Großteil der Menschen in privaten Wohnungen unterbringen können. Von 165 geflüchteten Ukrainer/innen sind so 135 privat unterbracht, nur 30 Personen in Gemeinderäumlichkeiten.
Darüber hinaus haben wir das Landschulheim in Paustenbach umfunktioniert, ein Haus in Simmerath gekauft, das ehemalige Internat des BGZ und mehrere ältere Gebäude angemietet, die sich für diesen Zweck nutzen lassen.“
Andernorts werden oftmals Turnhallen zur Unterbringung genutzt. Ist das für Simmerath auch ein Thema?
„Nein. Die Unterbringung in einer Turnhalle ist nicht nur sehr teuer, sondern ich halte eine Unterbringung von Familien ohne Privatsphäre in einer Turnhalle auch für sehr bedenklich.
Um das zu vermeiden, haben wir weitere Alternativen geschaffen: In Paustenbach haben wir 30 Wohncontainer aufgestellt. Es gibt Kochstellen, Aufenthaltsräume, Waschräume. Das Catering entfällt somit und jeder kann sich sein eigenes Essen zubereiten. Bei einem Catering wird oft nicht jeder Geschmack aus den unterschiedlichen Ländern getroffen.
Außerdem möchte ich nach der Corona-Pandemie unseren Bürger/innen und den Vereinen und Schulen auch nicht die Möglichkeit nehmen, Sport zu machen. Das ist ein wichtiger gesellschaftlicher Bereich, der zum Gemeinwohl beiträgt.“
Würden Sie sagen, wir sind gut aufgestellt in der Flüchtlingsunterbringung?
„Ja. Aktuell sind wir gut aufgestellt.“
Klappt es mit der Integration von Geflüchteten aus der Ukraine?
„Das ist total unterschiedlich. Es gibt Leute, die klar sagen, wir wollen in unsere Heimat zurück und deshalb z.B. kein Deutsch lernen wollen bis zu denen, die klar hier bleiben wollen und versuchen, so schnell wie möglich z.B. deutsch zu lernen.“
Wie decken Sie in der Gemeinde den zusätzlichen Aufwand ab, der durch die Koordination und Betreuung der Flüchtlinge entsteht?
„Auf Gemeindeseite haben wir drei neue Stellen geschaffen: zwei Betreuungsstellen und eine Verwaltungsstelle im Sozialamt. Bis zur tatsächlichen Unterbringung der Menschen ist viel Aufwand erforderlich: vom Überprüfen des Wohnungsangebotes bis zur Einrichtung arbeiten unsere Mitarbeiter/innen auf Hochtouren. Auch die Betreuung vor Ort ist wichtig, damit ein friedliches Miteinander sichergestellt wird. Die so entstehenden Kosten sind deutlich geringer, als die der Turnhallenbelegung.“
Ein Blick in die Zukunft: worauf wird es beim Thema der Flüchtlingsunterbringung in Zukunft ankommen?
„Es ist wichtig, dass wir aus Erfahrungen lernen und ein friedliches Miteinander zwischen Bewohnern und Flüchtlingen schaffen. Beim Thema Integration sehe ich keine Probleme. Im Gegenteil. Ich bin mir sicher, dass wir mittelfristig voneinander profitieren können u.a. beim Thema Fachkräftemangel.“
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview wurde geführt von Annette Wüst.
Weitere interessante Beiträge über die Gemeindearbeit oder auch was in Simmerath los ist, findet ihr auf unserem Blog oder auch im aktuellen So simmer Magazin.
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